Roboterassistierte radikale Prostatektomie
Die Frühdiagnostik des Prostatakarzinoms mittels regelmäßiger Untersuchung der Prostata, PSA-Bestimmung und, seit neuestem, mit der MRT der Prostata, ermöglicht die Diagnose in einem Stadium zu stellen, bevor Prostatakrebs in die benachbarten Strukturen einwächst oder metastasiert (streut).
In diesem Stadium ist eine kurative Behandlung möglich. Darunter versteht man jene Therapieansätze, die den Krebs gänzlich heilen können. International anerkannte kurative Therapien sind die radikale Prostatektomie (offen, laparoskopisch oder robotisch), oder Strahlentherapie (Bestrahlung von Außen oder von Innen). Beide Methoden haben Vor- und Nachteile.
Zu den Vorteilen der robotischen radikalen Prostatektomie zählen:
- Möglichkeit, die gesamte Prostata mit den Samenbläschen sowie die Lymphknoten zu entfernen und somit eine zuverlässige Diagnose des Tumorstadiums und Prognose
- Einfache Tumornachsorge (PSA sollte nach der Prostataentfernung nicht nachweisbar sein). Ein Rezidiv kann somit früher diagnostiziert und behandelt werden
- Minimale Invasivität des Eingriffs, geringer Blutverlust
- Kürzere Aufenthaltsdauer im Krankenhaus
- Hohe Kontinenz- und Potenzraten
Im Rahmen der OP-Vorbereitung benötigen Sie eine OP-Freigabe vom Hausarzt oder Internisten sowie eine augenärztliche Untersuchung (Augendruckmessung bei Kopf-tief-Lagerung). Die Aufnahme erfolgt am Vortag der Operation. Sie werden genau über den Ablauf und mögliche Komplikationen aufgeklärt. Der Eingriff erfolgt immer in Vollnarkose.
Die Operation erfolgt in der sogenannten Schlüssellochtechnik. Es werden mehrere kleine Öffnungen (5mm bis 12 mm) in der Bauchdecke angelegt, um robotische Instrumente und Nahtmaterial einzuführen. Der Bauchraum wird dabei mit Gas befüllt, um ausreichend Arbeitsraum zu schaffen.
Das DaVinci-Operationssystem der neuesten Generation zeigt dem Operateur ein 3D-Bild des Operationsgebietes mit 10-facher Vergrößerung. Somit können feinste anatomische Strukturen, wie kleine Gefäße oder Nerven, genau visualisiert und geschont werden. Die Manipulationen werden mit mikrochirurgischen Instrumenten präzise und mit 7 Freiheitsgraden durchgeführt. Dadurch werden Naht- und Schnitttechniken in den schwer erreichbaren Körperbereichen ermöglicht, die mit anderen Operationstechniken beinahe unmöglich sind.
Bei der radikalen Prostatektomie wird die gesamte Prostata mit den Samenblasen sowie Teilen der Samenleiter entfernt. Je nach Tumorstadium kann eine nervenschonende Technik gewählt werden. Dabei verläuft die Schnittführung nahe zur Prostata und ermöglicht die Erhaltung von den für die Potenz zuständigen Nerven und Gefäßen. Damit kann die Erektionsfähigkeit in manchen Fällen erhalten werden.
In Abhängigkeit vom klinischen Stadium werden die Lymphknoten der Beckenregion entfernt. Anschließend wird die Harnröhre mit dem Blasenhals dicht vernäht. Zur Schonung dieser Verbindung, auch Anastomose genannt, wird ein Harnröhrenkatheter angelegt und mit einem Ballon in der Blase geblockt. Am Ende des Eingriffs wird das Präparat über einen erweiterten Port in der Bauchdecke entnommen und zur feingeweblichen Diagnostik eingeschickt. Die Operation dauert ca. zwei Stunden.
Nach der Operation kommen alle Patienten zunächst auf die Aufwachstation, dort werden die Vitalparameter intensiv überwacht, bis die Verlegung auf die Normalstation möglich ist. Am ersten und zweiten postoperativen Tag wird der Patient mobilisiert und die Blutungsdrainage entfernt.
Zwischen dem fünften und siebten postoperativen Tag erfolgt die Dichtigkeitskontrolle der Anastomose, auch Zystogramm genannt. Dabei wird die Harnblase über den liegenden Katheter mit Kontrastmittel gefüllt und mit einem Röntgengerät die Intaktheit der Verbindung zwischen der Blase und der Harnröhre kontrolliert. Wenn keine Undichtigkeit festgestellt wird, wird der Katheter gleich entfernt. Danach ist das selbständige Wasserlassen wieder möglich.
Zur Verbesserung der Kontinenz wird eine Beckenbodengymnastik bzw. Schließmuskeltraining empfohlen. Die Entlassung erfolgt am darauffolgenden Tag. Die Hautklammern können ab dem siebten postoperativen Tag entfernt werden (entweder vor Entlassung oder im niedergelassenen Bereich). Der Krankenhausaufenthalt von der Aufnahme bis zur Entlassung dauert in der Regel sechs bis acht Tage.
Was ist nach der Operation zu beachten:
Obwohl der Eingriff minimalinvasiv ist und der Patient sich bereits wenige Tage nach der Operation fit fühlt, muss körperliche Belastung 6-8 Wochen nach der Operation vermieden werden. Darunter versteht man Verzicht auf Sport, körperliche Arbeit, Saunagänge und Vollbäder.
Bei der Entlassung wird allen Tumorpatienten eine Thromboseprophylaxe für ca. 6 Wochen empfohlen.
Zum Zeitpunkt der Entlassung ist der histologische Befund meist noch nicht fertig und wird für gewöhnlich bei der ersten postoperativen Kontrolle 2-3 Wochen nach der Entlassung mit Ihnen besprochen.
Es ist essentiell, dass nach der Operation eine regelmäßige Tumornachsorge mit PSA-Bestimmung beginnend mit der sechsten bis achten postoperativen Woche durchgeführt wird.